Dell vs. Aldi – wer hat die Nase vorn?
Es gab eine Phase in meinem Leben, in der ich wirklich jedem Technik-Trend nachgejagt bin. Das war zu einer Zeit, als ich immer das beste Smartphone, das schickste Notebook und das angesagteste Tablet haben musste. Ich kann es nicht wirklich beziffern, aber gefühlt habe ich in den letzten Jahren allein einem ziemlich hippen Computer-Hersteller aus dem Silicon Valley so viel Geld in den Rachen geworfen, dass man davon locker die Beerdigung des Firmengründers hätte bezahlen können – anschließende Bewirtung der Trauergäste mit Hummer, Häppchen und Hennessy inklusive.
Doch so wie der Aktienkurs ehemaliger IT-Weltmarktführer flaute mit der Zeit auch mein Fetisch für teure Luxus-Hardware merklich ab. Was blieb war das Ergebnis einer ziemlich nüchternen Kosten-Nutzen-Analyse, nämlich die Erkenntnis, dass andere Mütter (Aldi) zwar keine Top-Model-Töchter haben, wohl aber mit vermeintlich solider Technik-Hausmannskost (Medion) aufwarten können. Im März 2014 stand ich deshalb um halb acht Uhr morgens dicht gedrängt in einer langen Schlange mit anderen Sparfüchsen vorm Discounter und sicherte mir unter hartem körperlichen Einsatz den letzten Schrei im Billiganbieter-Universum: das Aldi-Notebook Medion Akoya P2212T mit integriertem Tablet für EUR 399,-.
Verarbeitung: Business vs. Heimanwender
Mein Aldi-Notebook kaufte ich einige Monate, bevor ich wusste, dass ich für die Homepage des Gebraucht-PC-Händlers ESM Computer Texte schreiben würde. Überhaupt war das Thema gebrauchte Computer für mich bis zu jenem Tag, als ich das erste Mal die Stellenausschreibung meines neuen Jobs las, eher ungewohntes Terrain. Lange Zeit klang in meiner engstirnigen Konsumdenke der Zusammenhang von „gebraucht“ und „Computer“ ebenso absurd wie der von „Lifestyle-Hardware“ und „Sonderangebot“.
Umso erstaunter war ich daher, als man mir das erste Mal meinen zukünftigen Arbeitsplatz zeigte. In meinem neuen Büro in der Elisabethenstraße in Memmingen stand ein hochwertiges gebrauchtes Dell-Notebook mit dem eher sachlichen Beinamen Precision M4500. Beinahe ehrfurchtsvoll nahm ich den ehemaligen Business-Laptop der Spitzenklasse in die Hand. Nichts wackelte, nichts klapperte, jedes Detail von der Tastatur bis hin zum Touchpad war bei dem Dell-Notebook passgenau und stabil verarbeitet. Das Gehäuse mit Magnesiumlegierung, der Displaydeckel mit edel anmutender Metallstruktur. Die gute Ergonomie des Computers rundeten den überaus positiven Gesamteindruck ab.
Im Vergleich zum Dell-Notebook wirkt mein Aldi-Notebook eher blass. Medion hat sich mit dem silbrig-schwarzen Design des Akoyas durchaus Mühe gegeben. Die insgesamt knarzige Verarbeitung, das hakelige Touchpad, das Plastikgehäuse und die labbrige Tastatur können jedoch nicht über seine Discounter-Herkunft hinweg täuschen.
Die inneren Werte: Technikvergleich
Das Dell-Notebook Precision M4500 war zum Dienstantritt im Jahr 2011 State of the Art. Mit rund drei Kilogramm Gesamtmasse ist der Laptop zwar kein Leichtgewicht, überzeugt aber nach wie vor durch seine inneren Werte. In dem Dell-Notebook sind neben einem Intel Core i5-Prozessor mit 2 Kernen und 2,67 GHz Taktfrequenz, auch 8 GB RAM, eine extrem leistungsstarke NVIDIA-Grafikkarte sowie eine 256 GB SSD verbaut. Das matte Display des Dell-Notebooks hat eine Bildschirmdiagonale von 15,6“ und löst in Full-HD auf. Mit an Bord sind außerdem WLAN, ein DVD-Brenner und eine Schnittstelle für Docking-Stations. Alle installierten Programme laufen zügig, flüssig und ohne Probleme. Dazu gehört Windows 7, Office 2013, Photoshop und iTunes. Der 9-Zellen-Akku des Dell-Notebooks bietet auch nach drei Jahren im Intensivbetrieb eine solide Restlaufzeit von beinahe zwei Stunden. Das ist mehr als ausreichend, um auf dem Heimweg im Regionalexpress entspannt arbeiten zu können.
Die Stärken des Medion Akoya P2212T liegen in den Bereichen Office-Anwendungen, Akkulaufzeit und Speicherkapazität. Letztere beträgt immerhin 64 GB in der Tablet- und 500 GB in der Tastatureinheit. Wie das Dell-Notebook verfügt auch das Aldi-Notebook über ein Full-HD-Display. Der verbaute Intel-HD-Grafikchip und der schwache Celeron-Prozessor können jedoch nicht überzeugen. Anspruchsvollere Grafikanwendungen lassen sich mit dem Discounter-Notebook fast gar nicht realisieren. Videoclips können nur mit langen Wartezeiten bearbeitet werden. Richtig nervig sind das reaktionsmüde Tablet-Modul und die piepsigen Lautsprecher des Aldi Laptops. Sehr gewöhnungsbedürftig ist auch das vorinstallierte Betriebssystem Windows 8.1. Mit seinen vielen bunten Kacheln und dem fehlenden Startmenü nicht jedermanns Freund. Tatsächlich ist es für Windows-Computer mit Touchscreen obligatorisch und nach ein wenig Eingewöhnungszeit gar nicht so schlecht.
Das Dell-Notebook ist die bessere Wahl
In einem Fall ist das Aldi-Notebook für dich die bessere Wahl. Nämlich dann, wenn du als Kind immer die Kleidung deiner älteren Geschwister auftragen musstest und deswegen eine heftige Allergie auf gebrauchte Dinge entwickelt hast. Fabrikneu und hübsch im Hochglanzkarton verpackt, wirst du dann sehr viel mehr Freude am Aldi-Gerät haben, als am Dell. Auch wenn du eher der robustere Typ bist, und auf Massenrangeleien vorm Supermarkt stehst, sei dir ein Laptop vom Discounter gegönnt. Ich bin mir sicher, du wirst viel Spaß bei der nächsten Technik-Angebotsschlacht von Aldi, Lidl und Co. haben.
Für alle anderen (meine Person eingeschlossen), die bei einem 400 Euro-Computer Wert auf Langlebigkeit, gute Reparaturmöglichkeiten, solide Technik und Qualität legen, ist ein gebrauchtes Dell Notebook vom Fachhandel die erheblich interessantere Alternative. Hierbei handelt es sich um ein rundum technisch und optisch aufbereitetes Spitzen-Notebook aller erster Güte.
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Bilder: © ESM Computer GmbH