Frühlingserwachen bei den ESM-Bienen
Die ersten Sonnenstrahlen leuchten am Himmel, die Temperaturen steigen langsam aber stetig. Der Frühling ist in Sicht. Sobald die Temperaturen tagsüber zweistellige Werte erreichen, regt sich auch am Bienestand wieder das erste Leben. Zeit für einen ersten Besuch unserer Bienenvölker, die wir im letzten Jahr eingewintert haben.
Frühjahrsputz am Bienenvolk
Die Bienen beginnen damit, den über den Winter angesammelten Totenfall aus dem Stock zu schaffen. Normalerweise verlässt eine Biene zum Sterben ganz von selbst den Bienenstock. Über das Winterhalbjahr ist das nicht immer möglich, da die Temperaturen oft zu kalt sind, um zu Fliegen. In diesem Fall bleiben die Bienen bis zu ihrem Lebensende in der wärmenden Wintertraube sitzen und fallen dann einfach tot zu Boden. Die erste Aufgabe des frisch erwachten Bienenvolkes ist es also, bei steigenden Temperaturen, den sogenannten Totenfall außerhalb des Stocks zu entsorgen. Erkennbar ist dieser Frühjahrsputz an einem Haufen toter Bienen unmittelbar vor dem Flugloch oder dem Bienenstock.
Gut zu erkennen ist ein ganzes Häuflein toter Bienen unmittelbar unter dem Flugloch, die von den Putzbienen kurzerhand aus dem Stock geworfen wurden. Auch im Gras vor dem Bienenstock sind bei genauerem Hinsehen etliche tote Bienen zu erkennen. Was den unerfahrenen Beobachter zur Sorge veranlassen würde, ist hingegen ganz normal und sogar äußerst wichtig für das Volk.
Würden sich zu viele tote Bienen im Stock sammeln, so wäre dies spätestens bei hochsommerlichen Temperaturen ein idealer Nährboden für Keime, Krankheiten und dergleichen. Daher werden alle toten Artgenossen „entsorgt“ sobald es das Wetter zulässt.
Ein Blick ins Innere
Das ist wohl der Moment, auf den jeder Imker am Ende des Winters am sehnlichsten wartet. Geht es dem Volk gut? Wie stark ist das Volk noch, nach den Winterverlusten? Ist die Königin noch am Leben? Wie ist es um die Futtervorräte bestellt?
Die toten Bienen am Stockeingang deuten zumindest schon einmal darauf hin, dass im Volk selbst reger Betrieb herrscht. Es sind also zumindest noch genügend Bienen am Leben, um die „Putzkolonne“ zu stellen. Eine genaue Antwort auf die obigen Fragen gibt es aber nur durch einen Blick ins Innere des Volkes und dazu muss es zwangsläufig geöffnet werden. Hierfür sollte man sich einen möglichst sonnigen und gleichzeitig windstillen Tag aussuchen, so dass die Bienen bei den noch nicht all zu hohen Temperaturen nicht unnötig gestresst werden.
Dieses Foto stammt von dem schwächsten unserer 3 Völker. Von daher war ich bei diesem auch am gespanntesten, was mich wohl erwarten würde. Wie man sieht herrscht reges Treiben, die Bienen besetzen insgesamt 5 Wabengassen zu rund 90% und machen einen aktiven Eindruck, ohne hektisch aufzufliegen. So muss es sein. 5 besetzte Wabengassen sind für diese Jahreszeit auch vollkommen in Ordnung, vor allem wenn man bedenkt, dass es ein eher schwächeres Volk zum Zeitpunkt der Einwinterung war.
Wie geht es der Königin?
Die spannendste Frage beim ersten Blick in das Volk ist natürlich immer, wie es der Königin geht. Ist diese über den Winter gestorben, so wäre das Völkchen unwiderruflich verloren. Da es noch keine Eier besitzt, ist die Nachzucht einer neuen Königin nicht möglich. Selbst wenn die alte Königin erst später gestorben wäre, nachdem sie bereits die ersten Eier gelegt hätte, gäbe es um diese Jahreszeit noch keine Drohnen, also männliche Bienen. In diesem Fall könnte das Volk dann zwar eine neue Königin heranziehen, diese könnte aber nicht begattet werden, da es schlicht noch keine Drohnen gibt. In jedem Fall wäre dies das Ende für dieses kleine Völkchen.
Um Gewissheit zu erlangen, ziehen wir eine Wabe nach der anderen heraus und suchen nach entweder der Königin oder nach frisch gelegten Eiern. Da frisch gelegte Eier nur von der Königin kommen können – sofern das Volk nicht drohenbrütig ist, dazu aber in einem späteren Artikel mehr – wäre dies ein sicherer Hinweis, dass eine Königin im Volk vorhanden ist. Ein Blick auf Wabe Nummer 5 schafft doppelte Klarheit:
Putzmunter stolziert die Königin (erkennbar an dem blauen Punkt auf dem Rücken) über die Wabenoberfläche. Augenscheinlich fehlt es ihr an nichts. Sie hat alle 6 Beinchen, alle Flügel sind vorhanden und sie krabbelt flott und unbeeindruckt auf der Wabe herum. Im Mittelteil der Wabe konnte ich dann auch die gewünschten Eier, sowie Maden und sogar schon etwas verdeckelte Brut sichten, also Maden die sich bereits im Puppenstadium befinden.
Langer Rede kurzer Sinn – dem Volk fehlt es erst einmal an Nichts und der besorgte Imker kann es wieder ruhigen Gewissens verschließen und sich schon mal auf leckeren Honig freuen.
Die „Durchlenzung“ beginnt
Den anderen beiden Völkern am ESM-Stand geht es ebenso prächtig. Futter ist noch genügend vorhanden, alle 3 Völker haben eine vitale Königin und bereits mit dem Brüten angefangen und kleine Brutnester angelegt. Diese werden im Laufe der nächsten Wochen massiv an Fläche zunehmen und die sogenannte Durchlenzung kann beginnen. Darunter versteht man die jährliche Erneuerung eines Bienenvolkes. Die alten Bienen, die überwintert haben, werden sterben und neue, frische Sommerbienen werden schlüpfen.
Dies markiert noch einmal einen kritischen Punkt im Lebenszyklus des Bienenvolkes. Wenn alles glatt geht, dann schlüpfen neue Bienen erheblich schneller, als alte Bienen sterben und das Volk gewinnt in den kommenden 8 Wochen massiv an Stärke.
Wir sind gespannt und halten euch auf dem Laufenden. Entdecke viele andere spannende Berichte rund um unsere Bienenvölker und ums Thema Nachhaltigkeit auf unserer Nachhaltigkeitsseite.
Titelbild: © Pixabay
Bilder: © ESM-Computer GmbH
1 Kommentar
von Bryanna Noaks
Servus, danke für den Beitrag. Ist sehr Interessant! Grüße aus Bayern